Geschichte

Auch wenn die CGN sich heute rühmen kann, die Ufer des Genfersees
mit so viel Komfort und Schnelligkeit zu bedienen, so kann das Unternehmen 
doch auf eine bewegte und aussergewöhnliche Geschichte zurückblicken.

Als legendäre Gestalt des Erbes in der Genferseeregion hat sie Turbulenzen und Stürme erlebt, ist aber nie untergegangen und hat Generationen von Passagieren Überfahrten, Kreuzfahrten sowie unvergessliche, komfortable und sonnige Reisen beschert.

Die Gründung1873

Dank der Bemühungen von Edward Church, Konsul der USA in Frankreich und großer Förderer der Dampfschifffahrt in Europa, erscheint 1823 DS Guillaume Tell, der erste Schaufelraddampfer der Schweiz, auf dem Genfersee. 50 Jahre später entsteht die CGN aus dem Zusammenschluss der 3 Gesellschaften, die sich damals die Binnenschifffahrt mit etwa 8 Schiffen teilen: „Helvétie“ (1841) und „Bonivard“ (1868) gehörten der „Compagnie de l’Helvétie“, „Léman III“ (1857) der „Société du bateau à vapeur le Léman“ (beide in Lausanne), „Aigle III“ (1857) der Gesellschaft „L’Aigle, société anonyme de bateau à vapeur“ aus Genf sowie die in Miteigentum stehenden Schiffe „Guillaume Tell II“ (1853), „Chillon“ (1857), „Rhône“ (1857) und die berühmte „Winkelried II“ mit zwei Kaminen (1871). Die Statuten der neuen „Compagnie Générale de Navigation sur le lac Léman“ werden am 16. Januar 1873 angenommen.

Nach und nach werden die Schifffahrtsgesellschaften mit dem Aufkommen der Eisenbahnen  und der immer größer werdenden Bedeutung des Tourismus in der Genferseeregion konfrontiert. Die Flotte der CGN sollte deshalb unaufhörlich wachsen und Komfort und Schnelligkeit beim Transport garantieren. Die CGN gibt mehrere Bestellungen bei Escher, Wyss & Cie in Zürich auf und bestellt zuerst ein Salon-Schiff mit luxuriöser Ausstattung und für damals aussergewöhnlichen Dimensionen, „Mont Blanc II“ (1875), danach mehrere kleinere Einheiten für die Küstenschifffahrtsdienste,  ein weiteres Schiff mit zwei Decks und elektrischer Beleuchtung, „France“ (1886) sowie ein schneller Halbsalondampfer „Major Davel“ (1892). Da die Probefahrten mit diesen letzen Schiffen nicht zufriedenstellend verliefen und die Gesellschaft kurz danach durch eine schlimme Explosion auf dem Flaggschiff seiner Flotte erschüttert wurde, wandte sie sich schließlich einem anderen Lieferanten zu, der Aktiengesellschaft „Gebrüder Sulzer“ aus Winterthur. Ein neues grosses Schiff mit einer Kapazität von 1‘000 Passagieren wurde bestellt, welches die Gesellschaft anlässlich der  „Schweizerischen Landesausstellung“ 1896 in Genf in Betrieb nehmen möchte. Diesem Schiff wird, dem Anlass entsprechend, der Name „Genève“ (1896) verliehen und somit entsteht eine neue bemerkenswerte Zusammenarbeit zwischen Reeder und Konstrukteur.

Die "Belle Epoque"(1896-1914)

Jetzt kommt die "Belle Epoque", eine richtige Apotheose, was die Fremdenverkehrsströme anbelangt. In dieser Euphorie profitiert die CGN vom Aufschwung und vergrössert sich in jeder Hinsicht. Das Geld fliesst in Massen in die Kassen der Schifffahrtsgesellschaft und noch ist keine Konkurrenz auf dem See zu erblicken.

Bald darauf wird ein zweites Schiff für den Personentransport von Sulzer geliefert. Es handelt sich um das erste Schaufelradschiff, welches mit überhitztem Dampf funktioniert, die „Lausanne“ (1900). Dieses System wurde bereits im Rahmen der Einführung eines Frachtdampfschiffes, der „Rhône“ (1898) getestet. Danach wurden zwei weitere Schiffe für den Warentransport mit niedriger Geschwindigkeit bestellt, „Mercure II“ (1901) und „Chablais“ (1904) und dann ein viertes, welches als erstes Schiff der Welt mit einem Dieselmotor mit elektrischer Gangschaltung ausgestattet war,  die „Venoge“ (1905). In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bestellt die CGN alle 18 Monate ein neues Schiff, insgesamt sieben wunderbare Salonschiffe: „Montreux“ (1904), „Général-Dufour“ (1905), „Vevey“ (1907), „Italie II“ (1908), „La Suisse II“ (1910), „Valais“ (1913), „Savoie“ (1914) und ein achtes Schiff, welches nach dem Ersten Weltkrieg fertig gestellt wird, „Simplon III“ (1920)

Der erste Weltkrieg
& die Zeit zwischen den zwei Kriegen1914-1939

August 1914, die "Belle Epoque" verschwindet plötzlich, wie vom Winde verweht. Der Erste Weltkrieg bringt die CGN in eine schwierige Lage, mehrere Schiffe müssen stillgelegt werden. Um die Metalle wiederverwerten zu können, mussten sogar einige der Prachtstücke der ehemals stolzen Flotte verschrottet werden: „Helvétie“, „Aigle III“, „Winkelried II“ sowie die kleinen Schiffe „Guillaume Tell IV“, „Simplon II“ und „Dauphin“.

Die Gesellschaft hofft auf einen wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Ende der Feindseligkeiten und verzeichnet auch tatsächlich wieder einen grösseren Zustrom an Passagieren. Nach der Einführung des sehr grossen Schiffes „Simplon III“ und dem Verlust des „Bonivard“ durch eine Feuersbrunst, gibt die CGN  noch zwei Schiffe bei Sulzer in Auftrag, die mit der neuesten Technik ausgestattet sind, „Helvétie II“ (1926) und „Rhône III“ (1927). Dies sind die letzten drei Dampfschiffe, die in der Schweiz gebaut wurden.

Zwischen 1925 und 1929 verzeichnet die Gesellschaft vier ziemlich gute Geschäftsjahre, doch die Anpassung an die neuen wirtschaftlichen Bedingungen geht nur schleppend vor sich. Es ist unmöglich, den Tarif der Teuerung der Kilometerleistung anzupassen und die Flotte besitzt nur grosse Schiffe, die hohe Ausgaben für die Besatzung sowie hohe Unterhalts- und Betriebskosten verursachen. Ab 1930 ist die finanzielle Situation prekär.

Um die Betriebskosten zu senken, beginnt der neue Direktor der CGN, Herr Edouard Meystre, die Dampfmaschinen durch Dieselmotoren ersetzen, wobei die Motorleistung elektrisch auf die Räder übertragen wird. „Genève“ wird als erstes Schiff der Welt in der Werft von Ouchy 1934 umgebaut.

Der Zweite Weltkrieg1939-1945

Trotz zweimaliger finanzieller Unterstützung durch die öffentlichen Behörden zwischen 1938 und 1939 steckt die CGN in großen Schwierigkeiten und muss eine Einstellung des Betriebs in Betracht ziehen. Zwischen 1939 und 1942 sind die Angestellten der Gesellschaft mit der Modernisierung des Veteranschiffs „Léman II“ aus dem Jahre 1857 beschäftigt, bei welchem zwei Schrauben mit variabler Schritttechnik ersetzt wurden. Während des Krieges werden die Dampfschiffe „Genéral Dufour“, „La Suisse II“ und „Rhône III“ stillgelegt, da sie am meisten Kohle brauchen. Die motorisierten Einheiten „Genève“ und „Léman IV“ werden auch ausser Betrieb genommen, da der entsprechende Treibstoff fehlt. 1943 kann die Sanierung der Finanzen der CGN nicht länger aufgeschoben werden. Die öffentlichen Behörden werden wiederum um finanzielle Unterstützung gebeten.

die Nachkriegszeit1950-1960

Nach der Kriegszeit erholen sich die Geschäfte der CGN schnell, obwohl die Betriebskosten hoch sind. Um den technischen Anpassungen gerecht zu werden, erhält die CGN Zulagen vom Bund und den Kantonen. Dank diesen Zulagen ersetzt die CGN die Dampfmaschinen von drei Schiffen durch Diesel-elektrische Anlagen („Lausanne“ 1949, danach „Vevey“ und „Italie II“ zwischen 1953 und 1958). Die Fahrten nehmen wieder zu und sind bei der Öffentlichkeit weiterhin sehr beliebt. 1957 kann die CGN wieder mit Zuversicht in die Zukunft blicken.

Die Modernisierung1960-1980

Mit der Ankündigung EXPO 64 in Lausanne entsteht das Bedürfnis nach mehr Modernität, was in der Bestellung von zwei Kleinschiffen bei der Bodanwerft AG in Kressbronn (Deutschland), „Col-Vert“ (1960) und „Grèbe“ (1961), gefolgt von zwei Schraubenschiffen für 700 Passagiere, „Henry-Dunant“ (1963) und „Général-Guisan“ (1964) zum Ausdruck kommt. Im Laufe des Jahres 1960 ersetzt die CGN auch die Heizkessel und modernisiert die meisten Dampfschiffe, indem von der Nutzung von Kohle abgesehen und stattdessen auf Heizöl gesetzt wird (ausser bei den Schiffen „Major-Davel“, „Général-Dufour“ und „Valais“, welche schlussendlich verschrottet werden). Anfang des nächsten Jahrzehnts werden die elektrischen Dieselmaschinen der Schiffe „Genève“ und „Lausanne“ durch zwei neue Schraubenschiffe ersetzt, „Chablais II“ (1973), welches bei der Schiffswerft in Linz (Österreich) in Auftrag gegeben wird und danach „Ville-de-Genève“ (1978), welches in Kressbronn bestellt wird.

Und danach…1980-2000

In den 1980er Jahren wird der Beschluss gefasst, für die grösseren Strecken nur noch Schaufelraddampfer einzusetzen. Die Passagiere schätzen die enorme Laufruhe des Schiffes, die grossräumigen Decks und natürlich die Salons, in denen sie es sich gemütlich machen können. Da der grenzüberschreitende Verkehr zwischen Evian und Ouchy stetig wächst, gibt die CGN eine weitere Fähre in Linz in Auftrag, die „Léman V“ (1990). Aus der gleichen Werkstatt stammt auch die „Lausanne II“ (1991), ein richtiges Kreuzfahrtschiff für 1‘500 Passagiere.

Heute2000-2020

2002 ließ die Geschäftsleitung der CGN die in Betrieb befindlichen Schiffe auf Anfrage des Verwaltungsrates schätzen und zwar nach präzisen analytischen Kriterien. Die Analyse ergab, dass die Flotte aus zu grossen Schiffen besteht, um die Kosten der Aktivitäten in der Nebensaison auszugleichen. Es wurde also beschlossen, kleinere Schiffe zu erwerben, die auch mit einer geringeren Schiffsbesatzung betrieben werden können. Im Hinblick darauf wurden bei dem französischen Unternehmen Merré aus Nort-sur Erdre 5 Kleinschiffe mit weniger als 30 Meter Länge bestellt, darunter drei mit einer Kapazität von 200 Passagieren, „Morges“ (2005), „Lavaux“ (2006) und „Valais II“ (2008) und zwei Schnellboote, des Typs NAVIBUS mit Jetantrieb, „Coppet“ (2007) und „Genève II“ (2007).